Je länger ich in diesem Milieu arbeite, desto ausführlicher und pedantischer werde ich in meinen Anordnungen. Ich habe gemerkt, dass alles, was irgendwie missverstanden werden kann, zuverlässig früher oder später von irgendjemand missverstanden wird. Das geht von Medikamentenverwechslungen (ganz beliebt: Novalgin vs. Novodigal) über falsche Dosierungen (Lasix vs. Lasix spezial) und hört bei falschem Therapiebeginn oder -ende noch lange nicht auf.

Auf unseren Intensiv-Anordnungsbögen werden Medikament mit Uhrzeiten angeordnet, z.B. 8--20 oder 8-16-24 Uhr. Ein Kollege hat dann ein Medikament mit 8-16-0 eingetragen, was ja genauso korrekt ist. Aber die nächtliche Gabe wurde dann nicht verabreicht, weil "… ist ja genullt worden".

Ein Patient mit V.a. Urosepis sollte seine Antibiotika nach Uricult bekommen. Am nächsten Vormittag hatte er immer noch kein Antibiotikum - er hatte ja noch nicht Wasser gelassen.

Meine Mutter hat (vor vielen Jahren!) als niedergelassene Ärztin einer Patientin mit schlecht eingestelltem Diabetes empfohlen, eine Woche nur trockenen Reis zu essen. Beim nächsten Besuch waren die Werte hervorragend, aber die Patientin unzufrieden mit der Diät ("…kann man auch gar nicht richtig beißen…").

Stellt Euch darauf ein, dass ihr missverstanden werden könnt, auch wenn Ihr Euch vielleicht richtig ausgedrückt habt. Im Zweifelsfall hilft es auch nicht, der Pflegekraft die Schuld zu geben, die Eure wohlgemeinten Anordnungen falsch umgesetzt hat. Wenn Eure Kommunikation nicht ihr Ziel erreicht, müsst Ihr Eure Kommunikation verbessern.